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Nach weit verbreiteter Auffassung werden stabile Erwerbskarrieren in entwickelten Volkswirtschaften allmählich von der Regel zur Ausnahme. Die Arbeitsmarktmobilität – so die Hypothese – nehme zu und Beschäftigte müssten sich im Laufe ihres Erwerbslebens immer häufiger einen neuen Arbeitgeber suchen.

Die Mär vom „Turbo-Arbeitsmarkt“

Nach weit verbreiteter Auffassung werden stabile Erwerbskarrieren in entwickelten Volkswirtschaften allmählich von der Regel zur Ausnahme. Die Arbeitsmarktmobilität – so die Hypothese – nehme zu und Beschäftigte müssten sich im Laufe ihres Erwerbslebens immer häufiger einen neuen Arbeitgeber suchen. Ist diese Diagnose überhaupt zutreffend? Sind die europäischen Länder tatsächlich auf dem Weg zu einem „Turbo-Arbeitsmarkt“ mit immer häufigerem Arbeitsplatzwechsel nach US-amerikanischem Muster? Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit ist dieser Frage nachgegangen und hat für sechs ausgewählte EU-Länder untersucht, ob seit Beginn der 1990er Jahre die Beschäftigungsstabilität gesunken, die allgemeine Arbeitsmarktmobilität gestiegen und eine Annäherung der Länder untereinander zu verzeichnen ist.

Unterschiedliche Traditionen

Für die Analyse des IAB wurden sechs europäische Länder ausgewählt, darunter die fünf größten Staaten der Europäischen Union. In diesen sechs Ländern leben und arbeiten rund 80 Prozent aller Einwohner der EU15, also der EU-Mitgliedsländer vor Beginn der Osterweiterung im Jahr 2004. Zugleich spiegeln diese Länder eine gewisse Vielfalt an sozialstaatlichen Traditionen wider. Deutschland und Frankreich repräsentieren beispielsweise den Typus des „kontinentalen Wohlfahrtsstaats“ mit relativ hoher sozialer Sicherung und gut ausgebautem Kündigungsschutz, wohingegen Großbritannien stellvertretend für eine liberal-angelsächsische Staats- und Wirtschaftskultur steht.

Befristungsquote begrenzt aussagefähig

Häufig wird der Verbreitungsgrad von befristeten Arbeitsverträgen als Indikator für die Beschäftigungsstabilität herangezogen. Die Anwendung befristeter Verträge hängt jedoch in starkem Maße davon ab, wie diese rechtlich reguliert sind und wie streng die Regulierung im Verhältnis zum Kündigungsschutz für unbefristete Arbeitnehmer ist. So sind in Spanien befristete Arbeitsverhältnisse auf Grund strenger Kündigungsschutzbestimmungen weiter verbreitet als beispielsweise in stärker flexibilisierten Arbeitsmärkten wie Dänemark oder Großbritannien. In Deutschland lag die Befristungsquote mit 14,7 Prozent im Jahr 2008 leicht über dem Durchschnitt der EU 15 (14,4 Prozent). Dabei ist jedoch zu beachten, dass Auszubildende in dieser Quote enthalten sind. Ohne Auszubildende ergibt sich für Deutschland eine Befristungsquote von unter 10 Prozent.

Betriebszugehörigkeit stabil

Ein aussagekräftigerer Indikator für die Stabilität von Beschäftigungsverhältnissen ist die durchschnittliche Dauer der Betriebszugehörigkeit von abhängig Beschäftigten beim gegenwärtigen Arbeitgeber. Hier sind im Zeitraum von 1992 bis 2008 zwei Ländergruppen zu erkennen: Frankreich, Italien und Deutschland bilden die erste Gruppe mit relativ hoher durchschnittlicher Zugehörigkeitsdauer, die 2008 zwischen 11,5 Jahren (Frankreich) und 10,8 Jahren (Deutschland) lag. Die zweite Gruppe umfasst Dänemark (7,3 Jahre) und Großbritannien (8,2 Jahre) mit kürzerer Dauer – was angesichts der bekannten institutionellen Unterschiede gegenüber der ersten Ländergruppe nicht überrascht. Im Zeitverlauf ist die Beschäftigungsdauer bemerkenswert stabil. Ein allgemeiner Abwärtstrend ist nicht erkennbar. Im Gegenteil: Die Werte steigen – mit Ausnahme Dänemarks – zwischen 1992 und 2008 sogar leicht an. Das gilt auch für Deutschland, wo die durchschnittliche Beschäftigungsdauer ab 1993 als Folge der Arbeitsmarktkrise in den neuen Bundesländern vorübergehend sank, aber seit 2001 wieder deutlich über 10 Jahren liegt (Abbildung 1).

Deutschland mit niedriger Fluktuationsrate

Gäbe es trotz der positiven Entwicklung der Beschäftigungsdauer eine Tendenz zur Destabilisierung, müsste sich dies zumindest in der gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräfte-Fluktuationsrate zeigen. Diese Kennzahl umfasst

Eintritte in neue und Austritte aus bestehenden Beschäftigungsverhältnissen. Wenn diese aufsummiert und ins Verhältnis zur durchschnittlichen Beschäftigtenzahl gesetzt werden, erhält man die gesamtwirtschaftliche Fluktuationsrate. Sie stellt ein Maß für die allgemeine Arbeitsmarktmobilität dar und ist nicht nur von institutionellen Gegebenheiten, sondern auch von der konjunkturellen Entwicklung abhängig. Die in Abbildung 2 wiedergegebenen Fluktuationsraten lassen die gleichen Ländergruppierungen erkennen wie in Abbildung 1: Deutschland, Frankreich und Italien haben eine relativ niedrige Fluktuationsrate von unter bzw. knapp über 30 Prozent. Dänemark, Spanien und Großbritannien liegen deutlich darüber.

Kein Trend zum „Turbo-Arbeitsmarkt“

In der Gesamtschau wird deutlich: Ein allgemeiner europäischer Trend hin zu einem „Turbo-Arbeitsmarkt“ ist nicht erkennbar. Vielmehr bleiben die Unterschiede zwischen den Ländern im Zeitverlauf relativ stabil. Jedoch gibt es laut IAB in Deutschland Anzeichen dafür, dass die subjektiv empfundene Beschäftigungsunsicherheit seit 2001 zugenommen hat. Eine mögliche Ursache könnte sein, dass die notwendigen Arbeitsmarktreformen nicht in ausreichendem Maße kommuniziert wurden.

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