Konzertierte Aktion: Zurück in die Zukunft?
Die anhaltend hohe Inflation - befeuert vom russischen Angriff auf die Ukraine und massiven Störungen im internationalen Handel durch die Pandemie - setzt alle Akteure unserer Wirtschaft vehement unter Druck: Gewerkschaften sehen sich immer stärker mit Forderungen ihrer Mitglieder konfrontiert, Kaufkraftverluste dauerhaft auszugleichen. Die Unternehmen kämpfen mit explodierenden Kosten für Energie und Rohstoffe, können diese aber nur zum Teil an ihre Kunden weitergeben. Und auch der Staat wird immer stärker in die Pflicht genommen, über Tankrabatt und 9-Euro-Ticket hinaus für Entlastung zu sorgen.
Format muss Tarifautonomie wahren
Vor diesem Hintergrund ist die Initiative von Bundeskanzler Olaf Scholz folgerichtig, alle wichtigen Akteure an einen Tisch zu bringen und, analog zur „Konzertierten Aktion“ der 60er und 70er Jahre, gemeinsam zu beraten, was zu tun ist. Über die Erfolgsaussichten ist damit noch nichts gesagt, geht es doch in einer „Konzertierten Aktion“ auch darum, eigene Interessen zurückzustellen, um auf lange Sicht eine bessere Entwicklung für Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Staat zu fördern. Der BAVC wird sich seiner Verantwortung nicht entziehen: „Wir stehen bereit für die Mitwirkung in einem Format, das den aktuellen Herausforderungen gerecht wird und gleichzeitig die Tarifautonomie wahrt“, betont BAVC-Präsident Kai Beckmann, Teilnehmer des Auftakttreffens im Kanzleramt am 4. Juli.
Inflation ist Signal für Wohlstandsverlust
Zugleich ist die Bundesregierung in der Pflicht, den Unternehmen keine neuen Lasten aufzubürden. „Angesichts der Vehemenz der Herausforderungen von Transformation über Pandemie bis zu den Folgen des Krieges gegen die Ukraine ist jeder Stein mehr im Rucksack der Unternehmen ein Stein zu viel“, warnt Beckmann. Klar ist auch: Alle Maßnahmen einer „Konzertierten Aktion“ können nichts daran ändern, dass die Folgen von Pandemie und Krieg für uns alle einen Wohlstandsverlust bedeuten. Dieser Verlust lässt sich durch neue Schulden auf nachfolgende Generationen abladen. Oder wir diskutieren, wer heute welchen Anteil tragen muss. Nur in Luft auflösen wird er sich auch durch sinnvolle Gespräche im Kanzleramt definitiv nicht.