Chemie-Beschäftigtenstruktur (Teil 2): Viel Schicht, wenig Teilzeit, höhere Qualifikation
In der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind Produktionsprozesse, bei denen die Anlagen an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr in Betrieb sind, weit verbreitet. Entsprechend hoch ist der Anteil der Beschäftigten, die in Schichtsystemen im Einsatz sind. Während von allen Erwerbstätigen in Deutschland etwa 15 Prozent in irgendeiner Form Schichtarbeit leisten, ist der Anteil in der Chemie mit 21 Prozent deutlich höher; mehr als jeder Fünfte arbeitet hier in Schicht. Werden nur die Tarifbeschäftigten betrachtet, so sind es sogar gut 30 Prozent, die in der Branche Schichtarbeit leisten.
Hoher Anteil vollkontinuierlicher Schichtarbeit
Besonders weit verbreitet ist dabei die vollkontinuierliche Schichtarbeit. Mit 24 Prozent ist etwa jeder vierte Tarifbeschäftigte regelmäßig auch nachts und an Wochenenden im Einsatz. Die Werte sind dabei seit vielen Jahren stabil. Seit Beginn der 2000er Jahre liegt der Anteil der Tarifbeschäftigen mit „Vollkonti-Arbeit“ in derselben Größenordnung.
Vergleichsweise gering ist dagegen die Teilzeitquote bei Chemie und Pharma. Knapp 30 Prozent der Menschen in Deutschland arbeiten in Teilzeit. In der chemisch-pharmazeutischen Industrie ist der Anteil mit 15 Prozent nur halb so hoch. Aber: Seit Beginn des Jahrtausends hat sich die Teilzeitquote in der Branche mehr als verdoppelt. Im Jahr 2000 lag der Wert nur bei 7 Prozent. Damit war der Zuwachs doppelt so schnell wie in der Gesamtwirtschaft.
Mehr qualifizierte Arbeitsplätze
Veränderungen im Zeitablauf sind auch bei der Eingruppierung der Tarifbeschäftigten in die Entgeltgruppen festzustellen. Der Trend zu Arbeitsplätzen mit höheren Qualifikationsanforderungen hält seit Jahren an. Im Vergleich zum Jahr 1988, in dem der Bundesentgelttarifvertrag mit den heute bestehenden 13 Entgeltgruppen eingeführt wurde, hat sich der Anteil der un- und angelernten Beschäftigten (E1 bis E3) von 21 auf 7 Prozent verringert; ein Rückgang um zwei Drittel. In den Entgeltgruppen E4 und E5, hauptsächlich Beschäftigte mit einer zweijährigen Berufsausbildung, sank der Anteil von 18 auf nunmehr 10 Prozent in 2022.
Deutlich zugelegt haben hingegen alle Bereiche ab der Entgeltgruppe E6. Fast verdoppelt hat sich dabei in Summe insbesondere der Teil der Mitarbeitenden im Tarifbereich zwischen E9 und E13, in dem auch Angestellte mit Hochschulabschlüssen eingruppiert werden.