Erste Nationale Weiterbildungskonferenz: Keine Bildung ohne Leid?
Das Stimmungsbild auf der ersten Nationalen Weiterbildungskonferenz im Berliner „Futurium“ hätte eindeutiger nicht sein können: Gefragt nach den „Gelingensfaktoren“ für eine stärkere Beteiligung an beruflicher Weiterbildung, kürten die über das Umfrage-Tool Slido Befragten neben „Zeit“ einen negativen Motivator: „Leidensdruck“. Kommen Unternehmen und Beschäftigte also nur in die Puschen, wenn es ihnen an den Kragen geht?
Auf dem Weg in die „Weiterbildungsrepublik“
Leider ist die Bedeutung dieses Faktors – das belegen auch zahlreiche Berichte aus Unternehmen, Untersuchungen und Praxis-Projekten – nicht zu unterschätzen. Wo es schlecht läuft, steigt Veränderungsbereitschaft. Indes: Ob Weiterbildung im Betrieb gelingt, hängt neben vielen anderen Dingen auch davon ab, welche personellen Ressourcen im Personalbereich vorhanden sind, ob Fördermöglichkeiten (etwa über die Bundesagentur für Arbeit) bestehen und welche Unternehmenskultur gilt. Von dieser Gemengelage der „Gelingensfaktoren“ gaben die zahlreichen Workshops, Diskussionsrunden und Debatten im Plenum ein beredtes Zeugnis. Und genau das scheinen Arbeitsminister Hubertus Heil und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, die für den 14. und 15. November zur „Ersten Nationalen Weiterbildungskonferenz“ geladen hatten, im Sinn gehabt zu haben: ein buntes Bild des unendlich bunten Weiterbildungsgeschehens in Deutschland zu zeichnen – um dann den Marsch in die „Weiterbildungsrepublik“ auszurufen.
Großes Weiterbildungskino – kleine, feine Sozialpartner-Initiative
Aus einem umfassenden Veranstaltungsmenü konnten sich die Konferenzteilnehmenden ihre Infohäppchen zusammenstellen. Das war lehrreich, unterhaltsam, manchmal inspirierend. Ein roter Faden, gar die Lösung für die immer wieder gestellte Frage, wie man Unternehmen und Beschäftigte zu mehr Weiterbildung motivieren könne, war aber nicht zu erkennen. Es ging mehr um das Event, mehr um Awareness als um konkrete Fragen der Weiterbildungspraxis wie didaktisch ideale Gruppengrößen oder Aufstiegsfortbildungen für M+E-Berufe. Großes Weiterbildungskino. Die Chemie-Sozialpartner hatten dagegen ein deutlich kleineres, aber feines Angebot mitgebracht: das Branchen-Praxisbeispiel Qualifizierungsoffensive Chemie. Unser Bericht von den Licht- wie auch Schattenseiten der Umsetzung in die Betriebspraxis bot den Teilnehmenden reichlich Anschauungsmaterial – Weiterbildung zum Nulltarif.