#Chemie24: Auf der Zielgeraden?
In diesem Monat entscheidet sich, welche Richtung die Tarifpolitik in der Chemie- und Pharmaindustrie einschlägt. Gibt es eine Einigung bereits in der zweiten bundesweiten Verhandlungsrunde Anfang Juni? Braucht es eine dritte Runde, um einen tragfähigen Kompromiss auszuhandeln? Oder steht die Branche vor einer längeren Auseinandersetzung?
Konstruktive Verhandlungen…
Die bisherigen Verhandlungen haben gezeigt, dass die Chemie-Tarifparteien auch unter dem Druck einer tiefen Krise konstruktiv miteinander umgehen. „Das ist ein gutes Zeichen in einer wirtschaftlich schwierigen Situation“, ordnet BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk ein. Dennoch liegen beide Seiten in der Sache noch auseinander. Die kritische Lage in vielen Betrieben wird von der Gewerkschaft bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Bürk: „Die Branche befindet sich in einer tiefen Krise – deshalb brauchen wir einen krisengerechten Tarifabschluss. Entscheidend ist, dass wir uns aufeinander zu bewegen und intensiv an einem Kompromiss arbeiten.“
…über weiterhin schwierige Themen
Dass die Tarifparteien gleich mehrere dicke Bretter bohren müssen, hat die erste bundesweite Verhandlung Mitte Mai in Teistungen gezeigt. So könnte die Forderung der IGBCE nach Vorteilen für ihre Mitglieder ein Stolperstein auf dem Weg zu einem Tarifabschluss werden, zumal IGBCE-Verhandlungsführer Oliver Heinrich öffentlich erklärt hat: „Einen Tarifabschluss ohne eine Vorteilsregelung für Mitglieder wird es mit uns nicht geben.“ Zugleich stellte BAVC-Verhandlungsführer Bürk klar: „Für uns ist zentral, eine Spaltung der Belegschaften ebenso zu verhindern wie eine Schwächung der Tarifbindung durch Austritte aus dem Arbeitgeberverband.“
Strittig ist auch die angestrebte Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrags (BETV), der insbesondere die Eingruppierung der Beschäftigten regelt. Bürk: „Ein umfangreicher Tarifvertrag wie der BETV lässt sich nicht ohne gründliche Prüfung und ohne seriöse Folgenabschätzung ändern. Das Thema ist komplex und auch materiell von Gewicht. Hier geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit.“