Gemeinsame Position von VCI und BAVC: Endlich in Bildung investieren!
Die neue Bundesregierung muss die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland in turbulenten Zeiten sichern. Neben geopolitischen Auseinandersetzungen und Handelskonflikten stehen die Modernisierung der Infrastruktur sowie die Transformation der Volkswirtschaft ganz oben auf der politischen Agenda. Dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte mit den richtigen Skills. Investitionen in die Köpfe und Kompetenzen sind für Deutschland entscheidend, wenn der Wandel hin zu einem digitalen und nachhaltigen Industriestandort gelingen soll. Deshalb fordern VCI und BAVC in ihrem gemeinsamen Positionspapier eine engagierte und vorausschauende Bildungspolitik – insbesondere im MINT-Bereich, der für die chemisch-pharmazeutische Industrie von entscheidender Bedeutung ist.
Jetzt handeln: 13 Forderungen an die Bildungspolitik
Das Positionspapier enthält 13 Forderungen an alle Ebenen der Bildungspolitik, um die Fachkräftesicherung und die Zukunftsfähigkeit der Chemie- und Pharmaindustrie in Deutschland zu stärken.
Allgemeinbildende Schule
- Durchgängigen Sach- / Chemieunterricht mit vergleichbaren Standards sicherstellen
- Mehr Experimente im Chemie-Unterricht ermöglichen
- Schulbildung im Fach Chemie weiterentwickeln
- MINT-Lehrkräfte gezielt fördern und unterstützen
Berufsschule
- Investitionsoffensive für Berufsschulen voranbringen
- Image und Attraktivität von Lehrkräften an Berufsschulen stärken
- Ländlichen Raum durch standortnahe Beschulung fördern
Berufliche Aus- und Weiterbildung
- Ausbildungsreife und Berufsorientierung verbessern
- Rolle der Sozialpartner bei der Gestaltung von Berufen stärken
- Mehr Flexibilität und weniger Bürokratie bei der Weiterbildungsförderung erreichen
- Keine neuen Belastungen für Unternehmen schaffen
Hochschule
- Hochschulstandort Deutschland und Chemie-Studiengänge stärken
- Hochqualifizierte internationale Studierende und Forschende gewinnen
Deep-Dive: Berufliche Aus- und Weiterbildung
Der BAVC ist für die Themen berufliche Aus- und Weiterbildung verantwortlich. Nachfolgend ein Auszug aus diesem Bereich des Positionspapiers mit weiteren Details:
Ausbildungsreife und Berufsorientierung verbessern
Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung ist die verlässliche Vermittlung von Basis-Kompetenzen an allgemeinbildenden Schulen, welche für die Ausbildungs- und Studierreife von Schülerinnen und Schülern erforderlich sind. Hierzu zählen:
- fachliche Kompetenzen (Deutsch, Englisch, MINT-Fächer),
- Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen,
- eine ganzheitliche Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen (insbesondere an Gymnasien), die über duale Ausbildungsberufe und deren Karriereperspektiven zeitgemäß informiert.
Gerade staatliche Einrichtungen wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) sollten
- branchenspezifische Angebote wie die Ausbildungskampagne „Elementare Vielfalt (ElVi)“ der Chemie-Arbeitgeberverbände stärker nutzen.
- Maßnahmen im Übergangssystem mehr nach dem „dualen Prinzip“ ausrichten und durch bessere Abstimmung das Gesamtsystem effizienter gestalten.
- (...)
Rolle der Sozialpartner bei der Gestaltung von Berufen stärken
Bei der Gestaltung von Aus- und Fortbildungsordnungen muss die Rolle der Sozialpartner und das Primat der betrieblichen Praxis in der Ordnungsarbeit gestärkt werden.
- Neugestaltungen oder Anpassungen von Aus- und Fortbildungsordnungen
liegen in der Verantwortung der Sozialpartner. Sie kennen die betriebliche Praxis und deren Bedarfe am besten. - Die Etablierung zweijähriger Ausbildungsberufe muss vorangetrieben werden, um lernschwachen Jugendlichen, aber auch Geflüchteten und Geringqualifizierten, berufliche Perspektiven aufzuzeigen.
- Die Abstimmungs- und Verwaltungsabläufe der Ressorts in Ordnungsverfahren der beruflichen Bildung sind praxisnah und möglichst effizient zu gestalten.
- (…)
Mehr Flexibilität und weniger Bürokratie bei der Weiterbildungsförderung erreichen
Die Weiterbildung der bestehenden Belegschaften sichert die Beschäftigungsfähigkeit und Innovationskraft der Unternehmen. Sie muss sich in erster Linie am betrieblichen Bedarf ausrichten.
- Die staatlichen Beratungs- bzw. Qualifizierungsangebote sind so auszugestalten, dass Zukunftskompetenzen gefördert werden (z. B. in den Bereichen „Digitalisierung“ und „Nachhaltigkeit“), die in den Unternehmen und am Arbeitsmarkt tatsächlich nachgefragt werden.
- Branchenspezifische Studien sollten zur Orientierung genutzt werden, z. B. der „Future Skills Report Chemie“ oder die BAVC-Studie „Chemie-Arbeitswelten 2030“.
Die hohe Dynamik der Transformation erfordert eine ebenso hohe Anpassungsfähigkeit bei den Kompetenzen der Beschäftigten. Staatliche Förderinstrumente, die diesen Kompetenzaufbau über Weiterbildung unterstützen, dürfen nicht durch ständig neue Angebote überfrachtet werden. Stattdessen gilt es, einfach gestaltete Unterstützungsangebote für besonders weiterbildungsbedürftige Zielgruppen (z. B. Beschäftigte in der Transformation, Geringqualifizierte) über einen längeren Zeitraum zu etablieren.(…)
Keine neuen Belastungen für Unternehmen schaffen
- Ausbildungsbetriebe dürfen nicht weiter mit Bürokratie belastet werden, z. B.
durch neue Vorgaben oder Berichtspflichten (z. B. EU-Praktika-Richtlinie). - Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) muss ein reines Transparenzinstrument bleiben, es bedarf keiner rechtlichen Verankerung. Nur so werden mögliche Konflikte in den Betrieben und negative Folgen für die Tarifautonomie vermieden.
Weitere Informationen zum Positionspapier
Das ausführliche bildungspolitische Positionspapier von VCI und BAVC finden Sie online unter bavc.de/themen/bildung > Downloads