Chemie³-Praxisguide: Nachhaltigkeitsberichterstattung
Deep Dive zum Wesentlichkeitsradar
Der Wesentlichkeitsradar von Chemie³ bietet Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie eine praxisnahe Orientierung für die Durchführung eigener Wesentlichkeitsanalysen. Er zeigt, welche Nachhaltigkeitsthemen branchenweit als besonders relevant gelten – sowohl hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Mensch und Umwelt als auch im Hinblick auf finanzielle Chancen und Risiken. Ziel ist es, die Vorbereitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu unterstützen und den Dialog mit Stakeholdern zu fördern.
Grundlage des Radars ist eine Umfrage unter 48 Unternehmen der Branche. 35 davon hatten bereits eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt und dabei verschiedene Nachhaltigkeitsthemen nach den Vorgaben der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) bewertet. Diese EU-weiten Standards definieren, welche Informationen Unternehmen im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung offenlegen müssen. Bewertet wurden die Themen getrennt nach ökologischen und sozialen Auswirkungen („Impact Materiality“) sowie finanziellen Risiken und Chancen („Financial Materiality“), jeweils auf einer Skala von 1 (gering) bis 5 (hoch).
Nachhaltigkeit in Belegschaft und Unternehmenspraxis
Im sozialen Bereich (ESRS S1) stehen Aspekte mit direktem Bezug zu den eigenen Mitarbeitenden im Vordergrund. Besonders häufig als wesentlich bewertet wurden sichere Beschäftigung, Gesundheitsschutz, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie Gleichstellung und Entlohnung. Auch in der Wertschöpfungskette (ESRS S2) gelten Arbeitsbedingungen als zentral. Kinderarbeit, Zwangsarbeit, angemessene Unterbringung und Privatsphäre wurden von knapp jedem zweiten Unternehmen als wesentlich bewertet.
Darstellung der Wesentlichkeitsbewertung der sozialen Unter-Unterthemen in Prozent (n=32 Unternehmen); Quelle: Chemie³.
Im Bereich Governance (ESRS G1) werden Unternehmenskultur, Schutz von Hinweisgebern sowie Korruption und Bestechung als besonders relevant eingeschätzt. Auch das Management der Beziehungen zu Lieferanten wird vielfach als wesentlich bewertet – sowohl im Hinblick auf Auswirkungen als auch auf finanzielle Risiken und Chancen.
Darstellung der Wesentlichkeitsbewertung der Governance. Unterthemen in Prozent (n =32 Unternehmen); Quelle: Chemie³.
Umwelt: Klimaschutz als zentrales Thema
Im Umweltbereich (ESRS E) zeigt sich ein differenziertes Bild: Klimaschutz, Klimaanpassung und Energieeffizienz (ESRS E1) werden von der Mehrheit der Unternehmen als wesentlich eingestuft. Auch Ressourcennutzung und Abfallmanagement (ESRS E5) erhalten hohe Bewertungen. Demgegenüber werden Themen wie Biodiversität (ESRS E4), Meeresressourcen (ESRS E3) oder Umweltverschmutzung (ESRS E2) deutlich seltener als wesentlich betrachtet.
Orientierung für die eigene Berichterstattung
Der Wesentlichkeitsradar ersetzt keine unternehmensspezifische Wesentlichkeitsanalyse, bietet aber eine wertvolle Grundlage für die strategische Ausrichtung und die Berichterstattung im Nachhaltigkeitskontext. Der Wesentlichkeitsradar ist Teil des Chemie³-Praxisguides zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Den kompletten Wesentlichkeitsradar sowie weitere Informationen zum Chemie³-Praxisguide finden Sie unter: www.chemiehoch3.de/nachhaltigkeit-berichten