Tarifrunde #Chemie24
Alles zur Tarifrunde #Chemie24 - die Verhandlungen für die Chemie- und Pharmabranche.
Auf einen Blick - unser Onepager zur Tarifrunde 2024
Mitte April nehmen IGBCE und Chemie-Arbeitgeber die Verhandlungen für die Tarifrunde 2024 auf. Die Laufzeit der Entgelttarifverträge für 1.700 Betriebe mit 585.000 Beschäftigten endet am 30. Juni 2024. Angesichts der kritischen wirtschaftlichen Lage der Branche müssen Gewerkschaft und Arbeitgeber den Fokus ihrer Tarifpolitik auf den Schutz von Standort und Beschäftigung richten, zumal die Beschäftigten seit Anfang 2024 bereits von der zweiten Stufe der Tariferhöhung aus der Chemie-Tarifrunde 2022 profitieren.
22.04.2024 - Produktivität Chemie/verarb. Gewerbe Branchenproduktivität rückläufig
Die Produktivität der Chemie- und Pharmaindustrie ist seit 2018 deutlich gefallen. In Summe produzierte eine gleichbleibende Belegschaft 2023 durchschnittlich fast 19 Prozent weniger Waren als fünf Jahre zuvor. Entsprechend geringer waren die Erlöse, die ein Betrieb aus der Arbeit seiner Belegschaft erzielte. Wer aber weniger Einnahmen erwirtschaftet, kann auch nicht mehr verteilen. Verglichen mit der gesamten Industrie schneidet die Chemie bei der Entwicklung der Produktivität schlechter ab. Ursachen für deren Rückgang sind sinkende Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt, hohe Kosten für Energie und Arbeit sowie zunehmende unproduktive bürokratische Pflichten.
16.04.2024 - Produktion Kern-Chemie
Besonders kritisch ist die wirtschaftliche Lage in der Chemiebranche im engeren Sinne, also ohne Pharmaindustrie sowie Gummi- und Kunststoffverarbeitung. Die Produktion der Kern-Chemie ist auf das Niveau von vor 30 Jahren zurückgefallen: 2023 haben die Unternehmen so wenig produziert wie zuletzt 1995. Allein seit 2021 ist die produzierte Menge um ein Fünftel geschrumpft. Es handelt sich dabei nicht um einen kurzfristigen Einbruch wie in der Finanzkrise 2008/09 oder zu Beginn der Pandemie. Denn bisher zeigt sich keinerlei Erholung. Die Krise der Chemie im engeren Sinne betrifft dabei nicht nur einige wenige energieintensive Unternehmen – sondern weite Teile der Branche: Mehr als die Hälfte aller Betriebe im Flächentarifvertrag und rund die Hälfte der Beschäftigten, die nach Chemietarif bezahlt werden, fallen in diese Kategorie.
10.04.2024 - Krisen-Tarifrunde #Chemie24: Gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen
„Es ist höchste Zeit, dass die IGBCE die kritische Lage der gesamten Branche anerkennt und sieht, dass wir uns nur gemeinsam aus dem Krisenmodus herausbewegen können“, fordert BAVC-Verhandlungsführer Matthias Bürk vor dem Auftakt der Chemie-Tarifverhandlungen in der kommenden Woche. „Bislang redet sich die Gewerkschaft die Lage schön, um eine Entgeltforderung zu rechtfertigen, die mit der wirtschaftlichen Situation nicht in Einklang zu bringen ist. Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine ist die Produktion von Chemie und Pharma in Deutschland um 9 Prozent geschrumpft. Der Umsatz liegt mit minus 10 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. Wir verlieren Boden in Sachen Wettbewerbsfähigkeit und haben 2023 nicht mehr produziert als 2005.“ [Mehr]
09.04.2024 - VCI-Prognosen 2024
Das laufende Jahr macht wenig Hoffnung auf ein Anziehen der Konjunktur bei Chemie und Pharma. Die Produktion dürfte nach Prognosen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) ihren Sinkflug zwar stoppen. Die erwartete Stagnation 2024 ist nach dem Absturz um fast 8 Prozent im Vorjahr jedoch alles andere als ein Hoffnungszeichen. Preise und Umsätze dürften sogar noch weiter fallen. Die Ursachen sind vielfältig: Neben der momentanen Nachfrageschwäche bremsen strukturelle Faktoren die deutsche Chemieindustrie aus. Bürokratie, Energiepreise und hohe Arbeitskosten sind nur einige der Bremsklötze für die heimischen Unternehmen. In diesem anhaltend schwierigen Umfeld gilt es, zusätzliche Belastungen für die Unternehmen zu vermeiden.
02.04.2024 - Tarifbindung
Vier von fünf Beschäftigten bei Chemie und Pharma profitieren bereits von Tarifverträgen. Das ist nicht nur deutlich mehr als in der Gesamtwirtschaft – es ist auch der Spitzenwert im Verarbeitenden Gewerbe. Arbeitgeber und Chemie-Gewerkschaft IGBCE waren mit konstruktiven Verhandlungen und innovativen Regelungen immer wieder Pioniere, etwa mit dem Demografie-Tarifvertrag oder der Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Die hohe Tarifbindung ist damit auch das Ergebnis einer erfolgreichen und verlässlichen Sozialpartnerschaft. Gute Ideen, um die Tarifbindung noch weiter zu steigern, sind willkommen – aber sie dürfen die Belegschaften nicht spalten.
26.03.2024 - Umsatz gegen Vorjahr
Rückwärtsgang auch bei den Umsätzen von Chemie und Pharma. Einen Einbruch von mehr als 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr musste die Branche 2023 einstecken – wobei das Minus im Inlandsgeschäft noch deutlich dramatischer war als im Ausland.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Auch über alle Sparten hinweg waren die Umsätze 2023 negativ. Während die Rückgänge bei Anorganischen Grundstoffen, Petrochemikalien und Polymeren jeweils deutlich über 20 Prozent betrugen, verbuchten Pharmazeutika „nur“ ein Minus von 0,6 Prozent für das Gesamtjahr.
Wie geht es weiter? Nach dem schwierigen Chemiejahr 2023 ist keine Besserung in Sicht – auch wenn die Probleme in den Lieferketten zuletzt entschärft werden konnten. Bremsend wirkt ein breites Spektrum weiterer Gründe. Es reicht von Kostenproblemen über staatliche Regulierung und Auftragsschwund bis hin zum Fachkräftemangel. Neue Impulse sind nur möglich, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen – Politik, Tarifpartner und Unternehmen.
20.03.2024 - Tarifbindung stärken
2022 haben sich IGBCE und Chemie-Arbeitgeber vorgenommen, die Tarifbindung auf beiden Seiten zu stärken. Das gemeinsame Ziel steht, umstritten ist der Weg dort hin. Aus Sicht der IGBCE sollen Gewerkschaftsmitglieder zukünftig bevorzugt behandelt werden. Das Problem: Differenzierung auf Basis der Gewerkschaftszugehörigkeit spaltet die Belegschaften und findet keine Akzeptanz auf Arbeitgeberseite.
19.03.2024 - Branchenproduktion
Als ob der Produktions-Rückgang bei Chemie und Pharma 2023 (minus 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr) nicht alarmierend genug wäre: Er verschleiert die wahre Dramatik der Entwicklung in einzelnen Sparten noch.
Am geringsten war der Rückgang im Bereich Pharma (minus 3,6 Prozent). Hier endete die Sonderkonjunktur durch die Impfstoffnachfrage infolge der Corona-Pandemie. Viele weitere Branchen-Schwergewichte verloren sogar deutlich zweistellig – nämlich der Bereich Mineralöl (minus 14,5 Prozent) sowie auch der Pflanzenschutz und die Herstellung von chemischen Grundstoffen. Kaum besser schnitt der konsumnahe Bereich Waschen und Körperpflege ab.
Für alle Teilbranchen sind die Produktionsbedingungen weiterhin schwierig. Den Unternehmen fehlen die Aufträge und in Teilen auch die notwendige Wettbewerbsfähigkeit am Standort, um ihre Betriebe ausreichend auszulasten.
12.03.2024 - Produktion seit 2018
Die Produktion bei Chemie und Pharma steckt in dem tiefen Tal fest, in das sie im Frühjahr 2022 gerutscht ist. Zaghafte Hoffnungen auf Besserung haben sich seither regelmäßig zerschlagen. Nie zuvor hatte die Branche einen vergleichbaren Rückgang der produzierten Mengen in zwei aufeinander folgenden Jahren erlebt.
Nach dem jüngsten Rückschlag zum Jahresende 2023 sind die Unternehmen schon fast wieder auf den Produktions-Tiefpunkt während der Weltfinanzkrise zum Jahreswechsel 2008/09 abgesackt. Die beste Nachricht ist derzeit, dass die Geschwindigkeit des Absturzes in den vergangenen Monaten nachgelassen hat und eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau möglich erscheint.
Kein Wunder, dass das ifo-Institut nach seiner Geschäftsklima-Branchenumfrage im Februar meldete: „Die deutsche Chemie steckt noch tief in der Krise.“ Die Nachfragesituation habe sich zuletzt sogar weiter verschlimmert. Der Auftragsbestand wurde als sehr niedrig bewertet, die Hoffnungen auf mehr Auslandsbestellungen hätten sich weitgehend zerschlagen.
05.03.2024 - Investitionen In-/Ausland
Die Investitionsschwäche in Deutschland setzt sich fort. Zwar sehen die Unternehmen bei Chemie und Pharma grundsätzlich die Notwendigkeit zu Investitionen – jedoch fließt das Geld eher ins Ausland. Das unterstreicht die VCI-Firmenumfrage. Demnach fallen die Pläne für Investitionen im Inland deutlich zurückhaltender aus als die Auslandspläne. Hauptgründe dafür sind die angespannte Ertragslage und fortdauernde Probleme am heimischen Industriestandort (Stichworte: Planungsunsicherheit, Kosten für Energie und Arbeitskräfte, Bürokratie). Werden diese nicht gelöst, dürfte sich die Investitionsschere weiter öffnen. 45 Prozent der Unternehmen haben bereits eigene Auslandsstandorte – das erleichtert eine Verlagerung beziehungsweise den Ausbau dort.
Laut Umfrage plant aktuell jedes vierte Unternehmen Investitionen in den USA. In Europa locken vor allem Frankreich, die Niederlande und Polen mit attraktiveren Investitionsbedingungen – und in Asien werden immer öfter unter anderem Indien, Singapur und Vietnam als Zielländer genannt.
27.02.2024 - Inflationsprognosen
Tarifbeschäftigte in der Chemie werden 2024 real mehr Geld in der Tasche haben – auch ohne weitere Tariferhöhung. Denn egal, welcher Prognose man vertraut: Die Zeit der massiven Preisauftriebe scheint erst einmal vorbei zu sein. Für 2024 dürfte die Inflation höchstens 3 Prozent betragen. Die meisten Experten erwarten eine deutlich niedrigere Teuerung - darunter sogar das gewerkschaftsnahe IMK mit 2,5 Prozent. Das wird durch die jüngste Chemie-Tariferhöhung zum 1.1.2024 mehr als wett gemacht: Dadurch sind die Tarifentgelte in der Chemie dauerhaft um 3,25 Prozent angehoben worden. Und zusätzlich sind erneut 1.500 Euro Inflationsgeld brutto für netto an die Beschäftigten geflossen. Ein “Nachholbedarf” besteht in der Chemie ganz sicher nicht.
20.02.2024 - Ertragslage
Die Chemieindustrie befindet sich in einer tiefen Krise. Schlechte Auslastung, sinkende Verkaufspreise und hohe Produktionskosten setzen den Betrieben zu. Jedes siebte Unternehmen macht Verlust. Und zwei von fünf Unternehmen beklagen deutliche Einbrüche bei den Gewinnen. Das ergab eine Umfrage des Verbands der Chemischen Industrie im vergangenen November. Besserung ist nicht in Sicht: Das Geschäftsklima der Branche verschlechterte sich laut ifo-Institut im Dezember weiter, von minus 13 auf minus 15,2 Punkte.
16.02.2024 - Auftragsbestand
Der Weg aus der Krise wird lang und steinig für die Chemie-Branche. Einen klaren Hinweis darauf gibt ein Blick auf den Auftragsbestand. Dieser bewegt sich seit Herbst 2022 auf niedrigem Niveau. Von der sprunghaften Belebung nach dem Corona-Einbruch ist nichts mehr übrig. Zum Ende des Jahres 2023 beurteilten die Chemie-Unternehmen ihre – ohnehin geringen – Auftragsbestände sogar wieder als rückläufig. Das ergab die Konjunkturumfrage des ifo-Instituts vom Januar.
Zuvor hatten die Unternehmen noch auf Belebung im Auslandsgeschäft gesetzt. Doch diese Hoffnungen haben sich offenbar zerschlagen. Der Pessimismus der Firmen macht sich auch in ihrer Personalplanung bemerkbar. Hier sind die Erwartungen auf dem niedrigsten Stand seit der Finanzkrise 2008/2009. „Der Chemiebranche droht ein noch stärkerer Beschäftigungsabbau“, sagen die ifo-Experten.
14.02.2024 - Kapazitätsauslastung
Die Anlagen der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind aktuell nur schwach ausgelastet. Im Herbst 2023 waren sie es nur zu knapp 76 Prozent, im Winterquartal zu 77 Prozent, wie das Ifo-Institut gemessen hat. Von der durchschnittlichen Auslastung von 83 Prozent sind die Betriebe weit entfernt. Eine ähnlich schlechte Auslastung der Produktionsanlagen über mehrere Quartale gab es zuletzt während der Wirtschaftskrise 2009. Den Unternehmen fehlen die Aufträge und in Teilen die notwendige Wettbewerbsfähigkeit am Standort, um ihre Anlagen ausreichend auszulasten. Laut dem Ifo-Institut klagten im Januar etwa 41 Prozent der Chemiebetriebe über fehlende Aufträge.
07.02.2024 - Geschäftserwartungen
Wann findet die chemisch-pharmazeutische Industrie wieder heraus aus dem tiefen Tal, in das sie im Frühjahr 2022 gerutscht ist? Das wird länger dauern als ursprünglich erwartet. Klare Hinweise darauf ergibt eine VCI-Umfrage bei Mitgliedsfirmen von Ende 2023. Demnach rechnet die Mehrheit der Unternehmen erst im nächsten Jahr – oder sogar noch später – mit besseren Geschäften. Ein Drittel setzt auf das zweite Halbjahr 2024, während nur bei jedem zehnten Unternehmen bereits eine Nachfragebelebung spürbar ist.
Kein Wunder, dass auch die Ertragslage schwierig bleibt: Laut VCI-Umfrage gehen zwei Drittel der Unternehmen von unveränderten beziehungsweise rückläufigen Erträgen im laufenden Jahr aus.
02.02.2024 - Der Verteilungsspielraum ist überreizt
Trotz Inflation – die Realeinkommen der Beschäftigten in Chemie und Pharma sind über die Jahre weiter gewachsen. Schon die reinen Tarifentgelte stiegen seit dem Jahr 2010 um mehr als ein Drittel. Damit wurde der Preisanstieg im selben Zeitraum mehr als wettgemacht. Die tariflichen Leistungen – dazu gehören unter anderem das Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und die tarifliche Altersvorsorge – legten sogar um 44 Prozent zu.
Kurz gesagt: Nachholbedarf gibt es in unserer Branche nicht. Vielmehr ist der Verteilungsspielraum überreizt. Das macht ein Blick auf die Produktivität klar, die regelrecht eingebrochen ist – um fast ein Fünftel! Dies treibt die Arbeitskosten weiter in die Höhe – und schwächt die Wettbewerbskraft der Unternehmen.
30.01.2024 - IGBCE-Forderungsempfehlung: Weder krisengerecht noch finanzierbar
„Die Forderungen der IGBCE für die kommende Tarifrunde sind weder krisengerecht noch finanzierbar“, kritisiert BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller die heute vorgelegte Forderungsempfehlung der Gewerkschaft. „Die Branchendaten sprechen eine deutliche Sprache: 2023 ist die Produktion erneut eingebrochen, um weitere 8 Prozent. Die Produktion am Standort Deutschland ist damit in vier der letzten fünf Jahre geschrumpft. Der Branchenumsatz lag mit minus 12 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. In weiten Teilen der chemischen Industrie ging die Beschäftigung in den vergangenen Monaten zurück.“ [Mehr]
30.01.2024 - IGBCE-Forderungsempfehlung: Weder krisengerecht noch finanzierbar
„Die Forderungen der IGBCE für die kommende Tarifrunde sind weder krisengerecht noch finanzierbar“, kritisiert BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller die heute vorgelegte Forderungsempfehlung der Gewerkschaft. „Die Branchendaten sprechen eine deutliche Sprache: 2023 ist die Produktion erneut eingebrochen, um weitere 8 Prozent. Die Produktion am Standort Deutschland ist damit in vier der letzten fünf Jahre geschrumpft. Der Branchenumsatz lag mit minus 12 Prozent noch tiefer in den roten Zahlen. In weiten Teilen der chemischen Industrie ging die Beschäftigung in den vergangenen Monaten zurück.“ [Mehr]
29.01.2024 - Wirtschaftliche Lage der Chemie
Morgen Mittag stellt die IGBCE ihre Forderungsempfehlung für die Tarifrunde #Chemie24 vor. Angesichts der kritischen wirtschaftlichen Lage steuern wir auf eine Krisen-Tarifrunde zu. Wie es um die Branche steht, haben wir im Video zusammengefasst:
23.01.2024 - Umsatzentwicklung 2023
Das Jahr 2023 war ein ausgesprochen schlechtes Jahr für die deutsche Chemieindustrie. Der Umsatz ist um 12 Prozent eingebrochen – von 261 auf 230 Milliarden Euro. Besonders massiv sanken die Verkäufe im Inland, etwas weniger stark im Auslandsgeschäft. Auch leicht rückläufige Erzeugerpreise für chemisch-pharmazeutische Produkte trugen zu dem Umsatzeinbruch bei. Hoffnung auf Besserung besteht derzeit nicht. Die Branche ist in einer Rezession. Die Chemieindustrie erwartet 2024 ein weiteres Umsatzminus von 3 Prozent.
16.01.2024 - Tariferhöhung vs. Inflation
Die Zeiten starker Teuerung scheinen erst einmal vorbei zu sein: Für das laufende Jahr rechnen die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute noch mit einer Inflation von 2,6 Prozent in Deutschland. Bereits die Tarifeinigung aus dem Herbst 2022 hatte die Beschäftigten in der Chemie mehrfach gegen die Folgen des Preisauftriebs abgesichert: In zwei Stufen flossen jeweils 1.500 Euro Inflationsgeld als steuer- und beitragsfreie Einmalzahlungen, die zweite Tranche gerade erst in diesem Monat. Zudem wurden die Tarifentgelte zum Jahreswechsel noch einmal dauerhaft um 3,25 Prozent angehoben (Tabellenerhöhung). Selbst wenn man die Inflation einrechnet, werden die Chemie-Beschäftigten 2024 also schon aufgrund der bisherigen Tarifvereinbarungen unterm Strich mehr Geld in der Tasche haben. Für die Unternehmen ist die jüngste Tabellenerhöhung dagegen ein absoluter Kraftakt, weil sie mitten in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten erfolgt.
09.01.2024 - Entgelte im Branchenvergleich
Die Chemie-Beschäftigten haben ein Spitzeneinkommen: Im Vergleich zu anderen großen Industriebranchen stehen sie sehr gut da. Das durchschnittliche Jahresbrutto über alle Berufe und Entgeltgruppen hinweg beträgt in der Chemie 77.308 Euro, einschließlich Sonderzahlungen. Das zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2022. Selbst die in den Vorjahren beim Verdienst vorn liegende Autoindustrie wurde zuletzt überholt. So erfreulich das für die Beschäftigten ist – hohe Entgelte sind hohe Kosten für die Arbeitgeber und führen zu Nachteilen im internationalen Standortwettbewerb.
04.01.2024 - Beschäftigung der Branche in Summe noch stabil
Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage konnten die Beschäftigtenzahlen der Branche bis Oktober 2023 noch stabil gehalten werden. Das gilt zumindest beim Blick auf die gesamte Chemie- und Pharmaindustrie. Allerdings entwickelt sich die Beschäftigung innerhalb der Branche sehr unterschiedlich: In weiten Teilen der Chemieindustrie ging sie in den letzten Monaten zurück. Kompensiert wurde das bislang noch durch einen Beschäftigungsaufbau in Teilen der Pharmaindustrie. Der Fachkräftemangel und der Einsatz von Kurzarbeit verhinderten bisher einschneidendere Reaktionen der Unternehmen auf die schwierige Geschäftslage. Zugleich ist davon auszugehen, dass es 2024 zu weiteren Betriebsstillegungen und damit Jobverlusten kommt.
18.12.2023 - Arbeitskosten international
Der Faktor Arbeit ist teuer in der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie: 2022 kostete eine Arbeitsstunde hierzulande 61,86 Euro – ein Plus von gut 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die gesamten jährlichen Arbeitskosten je Vollzeitbeschäftigten haben sich erstmals der Marke von 100.000 Euro genähert und lagen bei 98.651 Euro. Hohe Entgelte und attraktive Zusatzleistungen belasten die deutschen Werke allerdings im Wettbewerb mit Standorten in Europa und weltweit. Wichtige Konkurrenten wie die USA und Japan profitieren von teils deutlich niedrigeren Arbeitskosten. Und in der direkten Nachbarschaft in Polen können Unternehmen mit Arbeitskosten kalkulieren, die gerade ein Viertel der deutschen betragen. Jede zusätzliche Erhöhung der Arbeitskosten würde die Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschland weiter mindern.
11.12.2023 - Wettbewerbsnachteil Energiekosten
Die Strompreise sind eines der größten Wettbewerbshindernisse für den Chemie-Standort Deutschland. In den vergangenen drei Jahren haben sie sich für Großverbraucher in der Industrie mehr als verdoppelt. Das führt zu einer enormen Kostenbelastung in den heimischen Werken, die mancherorts schon zur Stilllegung von energieintensiven Anlagen geführt hat. Hohe Energiekosten schaden aber vor allem dem Standort Deutschland insgesamt. Anderswo finden die Unternehmen deutlich attraktivere Bedingungen vor: Waren etwa China und Deutschland 2019 beim Strompreis noch gleichauf, zahlt die Chemieindustrie dort inzwischen 40 Prozent weniger für Energie – ein wichtiger Faktor, wenn es um Entscheidungen über Investitionen und Arbeitsplätze geht. Angesichts der hohen Energiekosten gilt es nun, zusätzliche Belastungen für die Unternehmen zu vermeiden.
05.12.2023 - Die Entwicklung der Produktion bei Chemie & Pharma
Im dritten Quartal 2023 hat die Chemieindustrie erstmals seit Monaten ein Mini-Wachstum verzeichnet – plus 0,1 Prozent zum Vorquartal. Das ist der erste Zuwachs nach über eineinhalb Jahren Talfahrt. Der Tiefpunkt scheint nun zwar erreicht, ein echter Aufwärtstrend ist aber nicht erkennbar. Unter dem Strich rechnet der Branchenverband VCI für das Gesamtjahr 2023 damit, dass die Produktion um 8 Prozent schrumpft. Das ist noch einmal schlechter als im Krisenjahr 2022 mit der russischen Invasion in die Ukraine und explodierenden Energiekosten. Und auch für das kommende Jahr deutet kaum etwas auf Besserung hin: Viele Unternehmen beklagen Auftragsmangel. Die Kapazitätsauslastung ist mit kaum 76 Prozent noch niedriger als zu Beginn der Corona-Pandemie. Die Energiepreise werden absehbar hoch bleiben, Entlastungen sind nicht in Sicht. Sicher ist vor allem eines: 2024 steuert die Chemie auf eine Krisen-Tarifrunde zu.
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