Corona-Impfstrategie: Werksärztliche Strukturen nutzen
Das nationale Impfprojekt hat einen Stolperstart hingelegt und verläuft bis heute schleppend. Zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer vorstellbar, könnte sich die Lage aber früher als gedacht ins Gegenteil umkehren. Schon in wenigen Wochen könnte mehr Impfstoff zur Verfügung stehen, als er über die bislang vorhandenen Impfstrukturen verabreicht werden kann. Ein ernst zu nehmendes Szenario, auf das wir uns dringend vorbereiten sollten.
Unternehmen bieten Unterstützung an
Erfreulicherweise haben bereits viele Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie ihre Bereitschaft signalisiert, das Impfprojekt in den Betrieben zu unterstützen, sobald es die Priorisierung zulässt. Viele Firmen bieten bereits Grippe-Schutzimpfungen an und stehen bereit, auf freiwilliger Basis ihre werksärztlichen Strukturen auch für Corona-Impfungen zu nutzen. Mit diesem Beitrag können sie zusätzlichen Schub für eine rasche Immunisierung unserer Gesellschaft geben. Dafür müssten aber im Vorfeld einige rechtliche und technische Fragen geklärt werden. Zuallererst benötigen die Unternehmen und ihre Werksärzte ein Mandat über die Impfverordnung. Fragen der Haftung und der Finanzierung gilt es ebenso zu klären wie die Beschaffung und Lagerung des Impfstoffs und den Meldeweg für das Impfquoten-Monitoring. Werksärzte sind angewiesen auf ausreichend Impfzubehör sowie einen Zeitplan, um die nötigen Kapazitäten kalkulieren zu können.
Flexibles Nachsteuern erforderlich
Immer mehr wird deutlich, dass im Rahmen der Impfstrategie nachgesteuert werden muss, um neue Handlungsspielräume zu eröffnen. Die Impfung ist unser wirkungsvollstes Werkzeug im Kampf gegen das Virus und seine Varianten. Nicht weniger als unsere Zukunft hängt von ihrem Erfolg ab. Jede Woche Lockdown kostet die Volkswirtschaft Milliarden; Existenzen stehen auf dem Spiel. Gemeinsam mit der Wirtschaft sollten Bund und Länder daher jede Option prüfen, um das Impfen zu beschleunigen. Die Chemie-Arbeitgeber wollen zur Klärung dieser Punkte so schnell wie möglich einen konstruktiven Dialog mit Bund und Ländern beginnen. Nur gemeinsam können Politik und Wirtschaft einen Weg aus dieser Krise finden, der Bürgern, Beschäftigten und Betrieben eine Perspektive gibt. Heute und nicht erst nach einer der nächsten Bund-Länder-Beratungen.