Tarifrunde #Chemie22: Salomonisches Zwischenergebnis
Die Tarifrunde 2022 dürfte als eine der schwierigsten in die Geschichte der chemischen und pharmazeutischen Industrie eingehen. Einerseits überschatten die Folgen des Krieges in der Ukraine und die Debatte um einen Lieferstopp für russisches Gas die Verhandlungen. Andererseits belasten explodierende Preise und die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale die Gespräche zwischen Arbeitgebern und IGBCE.
Fortsetzung der Verhandlungen im Oktober
In jedem Fall wird die Chemie-Tarifrunde 2022 eine der längsten der Historie. Die Anfang April nach intensiven Verhandlungen in Wiesbaden vereinbarte Brückenlösung sieht vor, dass die Tarifrunde zunächst ausgesetzt und im Oktober wieder aufgenommen wird. „Wir setzen darauf, die Lage Ende des Jahres besser einschätzen zu können. Das heißt nicht, dass die Verhandlungen dann einfacher werden. Aber sie finden hoffentlich auf einer solideren Grundlage und in Friedenszeiten statt“, so BAVC-Präsident Kai Beckmann.
Bis Ende Mai erhalten die Beschäftigten eine Brückenzahlung von 1.400 Euro, um die Folgen der Inflation zu dämpfen. Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zahlen ihren Beschäftigten 1.000 Euro. BAVC und IGBCE erzielten zudem Einigkeit bei einer Reihe qualitativer Themen von Ausbildung bis Altersfreizeiten (mehr ab Seite 2). Mindestens so wichtig ist auch das Signal der Solidarität mit der Ukraine: Die Chemie-Sozialpartner spenden gemeinsam eine Million Euro, die insbesondere zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter eingesetzt werden soll.
Atempause für Unternehmen und Beschäftigte
In den Medien wurde die Einigung ausgesprochen positiv bewertet. Die FAZ spricht von „einer einfachen, guten Lösung für ein äußerst schwieriges Problem“; die Süddeutsche Zeitung von einem „wegweisenden“ Ergebnis. BAVC-Verhandlungsführer Hans Oberschulte wertet die Krisen-Brücke als „dringend benötigte Atempause für Unternehmen und Beschäftigte. Das ist die richtige Antwort auf die maximale Unsicherheit, die wir seit Putins Invasion erleben.“ Ähnlich sieht es die Rheinpfalz: Die Chemie-Tarifpartner seien „in beispielhafter Weise ihrer Verantwortung gerecht geworden.“